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Barrierefreiheit: Ein kontinuierlicher Weg für Großunternehmen

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In der heutigen digitalen Welt ist Barrierefreiheit kein nettes Extra mehr, sondern ein absolutes Muss für Großunternehmen. Es geht nicht nur darum, rechtliche Fallstricke zu vermeiden, sondern auch darum, neue Märkte zu erschließen, die Nutzererfahrung zu verbessern und das Unternehmensimage aufzupolieren. Aber wie schafft man es, Barrierefreiheit langfristig und nachhaltig im Unternehmen zu verankern?

Warum Barrierefreiheit für Großunternehmen so wichtig ist

  • Rechtliche Anforderungen: In vielen Ländern gibt es klare gesetzliche Vorgaben zur digitalen Barrierefreiheit. Wer sich nicht daran hält, riskiert saftige Strafen und einen Imageschaden.
  • Mehr potenzielle Kunden: Barrierefreie Angebote erreichen ein viel größeres Publikum, einschließlich Menschen mit Behinderungen, älteren Menschen und Menschen mit temporären Einschränkungen. Das bedeutet mehr potenzielle Kunden und einen echten Wettbewerbsvorteil.
  • Bessere Nutzererfahrung für alle: Barrierefreies Design kommt allen Nutzern zugute. Eine klare Struktur, intuitive Bedienung und gut lesbarer Inhalt machen die Nutzung für jeden einfacher und angenehmer.
  • Gutes Image: Unternehmen, die sich für Barrierefreiheit einsetzen, zeigen soziales Engagement und Verantwortungsbewusstsein. Das stärkt die Kundenbindung und macht das Unternehmen attraktiver für potenzielle Mitarbeiter.
  • Innovationsschub: Die Auseinandersetzung mit Barrierefreiheit kann zu innovativen Lösungen führen, die allen Nutzern zugutekommen. Zum Beispiel können Spracherkennung oder Untertitel, die ursprünglich für Menschen mit Behinderungen entwickelt wurden, auch von anderen Nutzergruppen geschätzt werden.

So wird Barrierefreiheit zum festen Bestandteil Ihres Unternehmens

1. Von oben nach unten: Strategische Verankerung

  • Rückendeckung vom Management: Die Führungsebene muss die Bedeutung von Barrierefreiheit erkennen und aktiv unterstützen. Das bedeutet, Ressourcen bereitzustellen, klare Ziele zu setzen und die Wichtigkeit von Barrierefreiheit im gesamten Unternehmen zu kommunizieren.
  • Klare Ziele und Verantwortlichkeiten: Definieren Sie Barrierefreiheit als Unternehmensziel und legen Sie klare Verantwortlichkeiten fest. Benennen Sie einen „Barrierefreiheitsbeauftragten“ oder ein Team, das sich darum kümmert.
  • Budget und Ressourcen: Stellen Sie sicher, dass genügend Geld und Personal für die Umsetzung zur Verfügung stehen. Das beinhaltet Schulungen, Tools, Expertenberatung und die Anpassung von Prozessen und Technologien.

2. Bestandsaufnahme und Planung: Wo stehen wir?

  • Ist-Analyse: Machen Sie eine Bestandsaufnahme Ihrer digitalen Angebote, um zu sehen, wo Sie in Sachen Barrierefreiheit stehen. Nutzen Sie dafür automatisierte Tools, aber auch manuelle Prüfungen durch Experten und Nutzer mit Behinderungen.
  • Barrieren identifizieren: Finden und dokumentieren Sie alle bestehenden Barrieren. Erstellen Sie eine Liste, die den Schweregrad, die Auswirkungen und mögliche Lösungsansätze für jede Barriere beschreibt.
  • Priorisierung: Nicht alles kann auf einmal gemacht werden. Konzentrieren Sie sich zunächst auf kritische Barrieren, die die Nutzung der digitalen Angebote erheblich beeinträchtigen.
  • Aktionsplan: Erstellen Sie einen detaillierten Plan mit konkreten Meilensteinen, Verantwortlichkeiten und Zeitrahmen. Dieser Plan sollte regelmäßig überprüft und aktualisiert werden.

3. Kompetenzaufbau: Wissen ist Macht

  • Schulungen und Weiterbildungen: Bieten Sie Schulungen und Weiterbildungen für alle relevanten Mitarbeiter an, damit sie für das Thema Barrierefreiheit sensibilisiert werden und das nötige Know-how bekommen.
  • Expertenteam: Bauen Sie ein internes Expertenteam auf oder holen Sie sich externe Spezialisten ins Boot. Dieses Team kann Schulungen durchführen, Audits machen und bei der Umsetzung unterstützen.
  • Wissensdatenbank: Erstellen Sie eine zentrale Wissensdatenbank, in der alle relevanten Informationen, Richtlinien und Best Practices zur Barrierefreiheit gesammelt werden.

4. Implementierung und Qualitätssicherung: Theorie in die Praxis umsetzen

  • Integration in Entwicklungsprozesse: Denken Sie von Anfang an bei der Produktentwicklung an Barrierefreiheit. Das betrifft die Konzeption, das Design, die Entwicklung und das Testen.
  • Automatisierte und manuelle Tests: Nutzen Sie sowohl automatisierte als auch manuelle Tests, um die Barrierefreiheit sicherzustellen. Automatisierte Tests können schnell viele Barrieren erkennen, während manuelle Tests durch Experten und Nutzer mit Behinderungen eine tiefergehende Überprüfung ermöglichen.
  • Nutzerfeedback: Beziehen Sie Menschen mit Behinderungen in den Testprozess ein, um wertvolles Feedback zu erhalten. Ihre Erfahrungen und Perspektiven sind unerlässlich.
  • Dokumentation: Dokumentieren Sie alle Maßnahmen und Testergebnisse sorgfältig. Das hilft, den Fortschritt zu verfolgen und bei Bedarf nachzuweisen, dass die gesetzlichen Anforderungen erfüllt werden.

5. Kontinuierliche Verbesserung: Dranbleiben!

  • Monitoring: Richten Sie ein System ein, um die Barrierefreiheit kontinuierlich zu überwachen. Nutzen Sie automatisierte Tools und regelmäßige manuelle Überprüfungen.
  • Feedback-Mechanismen: Geben Sie Nutzern die Möglichkeit, Feedback zur Barrierefreiheit zu geben. Das kann über ein Kontaktformular, eine spezielle E-Mail-Adresse oder eine Feedback-Funktion auf der Website erfolgen.
  • Regelmäßige Audits: Lassen Sie in regelmäßigen Abständen umfassende Audits durchführen, um eine unabhängige Bewertung der Barrierefreiheit Ihrer digitalen Angebote zu erhalten.
  • Technologische Entwicklungen: Bleiben Sie auf dem Laufenden, was neue Technologien und deren Auswirkungen auf die Barrierefreiheit angeht. Passen Sie Ihre Prozesse und Technologien entsprechend an.
  • Rechtliche Anforderungen: Behalten Sie Änderungen in den gesetzlichen Vorgaben zur Barrierefreiheit im Auge und passen Sie Ihre Maßnahmen entsprechend an.

6. Kommunikation und Transparenz: Offenheit schafft Vertrauen

  • Barrierefreiheitserklärung: Veröffentlichen Sie eine detaillierte Erklärung zur Barrierefreiheit auf Ihrer Website. Diese Erklärung sollte den aktuellen Stand der Barrierefreiheit, bekannte Probleme und Kontaktmöglichkeiten für Nutzerfeedback enthalten.
  • Kommunikation der Fortschritte: Informieren Sie regelmäßig über Ihre Bemühungen und Erfolge im Bereich Barrierefreiheit. Nutzen Sie dafür Ihre Website, soziale Medien, Newsletter oder Pressemitteilungen.
  • Best Practices teilen: Teilen Sie Ihre Erfahrungen und bewährten Praktiken mit anderen. Das fördert den Wissensaustausch und trägt zur Verbesserung der Barrierefreiheit in der gesamten Branche bei.
  • Stakeholder einbinden: Halten Sie alle relevanten Stakeholder über Ihre Barrierefreiheitsinitiativen auf dem Laufenden. Das betrifft Mitarbeiter, Kunden, Partner und Behörden.

Herausforderungen und Lösungsansätze

  • Widerstand gegen Veränderungen: Schaffen Sie Akzeptanz durch Aufklärung und Schulungen. Zeigen Sie auf, wie Barrierefreiheit die Nutzererfahrung verbessert, neue Märkte erschließt und das Unternehmensimage stärkt.
  • Komplexität großer Systeme: Gehen Sie Schritt für Schritt vor und beginnen Sie mit den wichtigsten Bereichen. Priorisieren Sie Maßnahmen und setzen Sie diese nach und nach um.
  • Budgetbeschränkungen: Zeigen Sie auf, dass sich Barrierefreiheit auch finanziell lohnt. Betonen Sie die Kosteneinsparungen durch Vermeidung von Klagen, die Erschließung neuer Märkte und die verbesserte Nutzerbindung.
  • Technische Herausforderungen: Investieren Sie in Schulungen und Tools, holen Sie sich bei Bedarf externe Experten ins Boot. Nutzen Sie das Know-how von Spezialisten.
  • Mangelndes Bewusstsein: Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter durch Schulungen und praktische Beispiele. Zeigen Sie auf, wie sich Barrieren auf Menschen mit Behinderungen auswirken und wie Barrierefreiheit die Nutzung für alle erleichtert.

Erfolgsfaktoren für nachhaltige Barrierefreiheit

  • Ganzheitlicher Ansatz: Integrieren Sie Barrierefreiheit in alle Unternehmensbereiche und -prozesse. Betrachten Sie sie nicht als isoliertes Thema, sondern als integralen Bestandteil Ihrer Unternehmenskultur und -strategie.
  • Kulturwandel: Fördern Sie eine inklusive Unternehmenskultur. Schaffen Sie ein Umfeld, in dem Vielfalt und Inklusion geschätzt werden und Barrierefreiheit als selbstverständlicher Teil der Arbeit angesehen wird.
  • Kontinuierliche Schulung: Sorgen Sie für regelmäßige Weiterbildungen zum Thema Barrierefreiheit. Halten Sie das Wissen Ihrer Mitarbeiter auf dem neuesten Stand.
  • Nutzerzentrierung: Stellen Sie die Bedürfnisse aller Nutzer in den Mittelpunkt. Beziehen Sie Menschen mit Behinderungen in den gesamten Entwicklungsprozess ein.
  • Flexibilität: Bleiben Sie anpassungsfähig und reagieren Sie auf neue Technologien und Anforderungen.
  • Messbarkeit: Definieren Sie klare Ziele und messen Sie Ihren Fortschritt.
  • Offene Kommunikation: Fördern Sie den offenen Austausch über Barrierefreiheit.

Fazit

Die Implementierung eines kontinuierlichen Prozesses für Barrierefreiheit ist eine Herausforderung, die sich lohnt. Es geht darum, eine inklusive digitale Welt zu schaffen, in der alle Menschen gleichberechtigt teilhaben können. Großunternehmen haben die Verantwortung und die Möglichkeit, hier eine Vorreiterrolle einzunehmen und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.